Im Allgemeinen soll man ja nach vorne blicken, aber wenn sich das Jahr seinem Ende nähert, kann man ruhig mal eine Ausnahme machen. Das tun wir jetzt. Wir blicken zurück auf 2013, auf die 12 Monate (fast), die hinter uns liegen. In Listenform, weil es so schön übersichtlich ist. Und damit es nicht so viel auf einmal wird, machen wir einfach eine Miniserie daraus. Dieser Beitrag besteht aus Teil eins. Zu Teil zwei und Teil drei.
Teil 1 – die 6 sinnvollsten Neuanschaffungen in 2013
Den Anfang macht die Liste der sinnvollsten Konsumgüter, für die wir dieses Jahr unser schwer verdientes Geld in den Wirtschaftskreislauf haben einfließen lassen. Wir bewerten hier streng nach Bauchgefühl und ohne jedes objektive Kriterium.
Wie es sich für ordentliche Rennradfahrer gehört, haben wir natürlich weit mehr Dinge angeschafft als hier Erwähnung finden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit beschränkt sich die Hitliste jedoch auf die besten Sechs (Top 5 oder Top 10 sollen die anderen machen).
Platz 6 – SKS Rennkompressor
Der Rennkompressor von SKS ist das Urgestein unter den Standluftpumpen. Entsprechend ausgereift ist die Technik und wenn mal etwas daran kaputt gehen sollte, dann kann man alle möglichen Teile einzeln ersetzen. Wer jemals so ein Ding in der Hand hatte, kann sich kaum vorstellen, dass das der Fall sein könnte. Die Pumpe ist massiv genug, um damit notfalls auch einen Einbrecher in die Flucht zu schlagen.
Bisher waren beim llama racing team andere Standpumpen in Betrieb: ich besaß eine Classic Floor Drive von Lezyne und Mario eine Pumpe, die so alt war, dass deren Name schon in Vergessenheit geraten war. Eine unglückliche Fügung im Juni diesen Jahres, das Saalehochwasser nämlich, wollte es, dass die Lezyne auf einmal voll schlammigem Wasser war (genauso wie der Rest des Fahrradkellers) und infolge dessen den Dienst quittierte. Da eine Standluftpumpe aber zur Grundausstattung eines Jeden gehört, der mindestens (1+x) Fahrräder besitzt oder zumindest betreut, ist wohl klar, was ganz oben auf dem Ersatzbeschaffungszettel stand.
Da es nichts, aber auch gar überhaupt nichts (mir bekanntes) Negatives über den SKS Rennkompressor zu lesen gab, blieb diese Luftpumpe beim vollkommen subjektiv angestellten Vergleich als Sieger übrig und wurde kurzerhand angeschafft.
Dass Mario seine Standpumpe dann kurze Zeit später gegen einen identischen Rennkompressor austauschte, spricht wohl für das Gerät. (Gut, dessen Modell ging sowieso schon als Oldtimer durch, aber das ist ein anderes Thema.) Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Prädikat: Klassiker. Der SKS Rennkompressor hat sich seinen Platz in dieser Liste redlich verdient.
Platz 5 – Garmin Edge 810
Man sollte kaum glauben, dass es in 2013 noch verrückte Radfahrer gibt, die ohne irgend eine Form von GPS-Unterstützung auf dem Rad sitzen. (Ja ich weiß: Es gibt sie. Einige davon sollen sogar recht sympathisch sein.)
Trotzdem dauerte es bis Mitte diesen Jahres, bis das llama racing team endlich vollständig mit Satellitenunterstützung unterwegs war. Marios Wahl fiel auf den Garmin Edge 810. Wenn man seinen Worten Glauben schenken will (und das darf man), dann ist dieser Fahrradcomputer in jeder Hinsicht eine sinnvolle Investition. Tatsächlich hat Garmin seinen Edge 800 um jene Features erweitert, die ich wirklich vermisse, darunter endlich die Möglichkeit, die aufgezeichneten Daten kabellos an den Rechner und damit an strava zu übertragen. Willkommen in der Gegenwart, Garmin. Das wurde aber auch wirklich Zeit.
So ist es jetzt endlich möglich, nicht nur von Touren und Trainingsstrecken zu erzählen, sondern auch zu zeigen, zu vergleichen und sich gegenseitig mit Durchschnittsgeschwindigkeiten zu ärgern. Und das ist gut. Deshalb hat sich der Garmin Edge 810 einen Platz in unserer Hitliste der sinnvollsten Neuanschaffungen in 2013 verdient.
Platz 4 – Rapha Winter Embrocation
Winter Embrocation. Klingt nach Abenteuer. Nach harten Männern, die auf Fahrrädern mit zu dünnen Reifen den Unbilden des Wetters trotzen. Nach eingefrorenen Schaltzügen. Toll. Aufregend.
Wärmesalbe. Klingt nach Rentner, nach schmerzenden Gelenken. Nicht so toll. Langweilig.
Trotzdem ist Beides im Prinzip das Gleiche.
Gut, das ist jetzt vielleicht ein wenig überspitzt ausgedrückt. In der Winter Embrocation von Rapha steckt mehr als in der durchschnittlichen Wärmesalbe aus der Apotheke. Sie soll ja auch mehr leisten. Und das tut sie fantastisch.
Zur Winter Embrocation konntet ihr ja schon einiges in einem vergangenen Post lesen. Man massiert die Salbe etwa 30 Minuten bevor es losgeht in die Beine, den Nacken, den Rücken, kurz überall dorthin, wo man etwas Wärme vertragen kann (Achtung: Packungsbeilage lesen! Nicht überall hin!). Man kann auch massieren lassen, wenn man jemanden findet, der dazu bereit ist. Man sollte sich die Zeit dafür auch nehmen und nicht hetzen. Sonst verpasst man unter Umständen das wohlige Gefühl, das sich einstellt, wenn die Bestandteile der Salbe in die durch die Massage gelockerte Muskulatur eindringen und ihre Wirkung entfalten. Die Wärme, die immer weiter in den Körper kriecht, bis das Muskelgewebe von innen heraus zu strahlen scheint und sich mit einem fast schon hörbaren Seufzen entspannt. Der angenehme Geruch, den die Salbe verbreitet, tut sein Übriges dazu. Wie gesagt: Man sollte sich die Zeit nehmen.
Rapha gibt die Wirkung seiner Winter Embrocation mit bis zu 6 Stunden an. Die Erfahrung zeigt: Das Zeug wirkt deutlich länger. Auf unserem Hamburg-Berlin-Trip hatte ich Nacken und Schultern eingerieben. Das letzte Quentchen Wärme verschwand erst im Hotel in Berlin unter der Dusche.
Ein verdienter 4. Platz in unserer Hitliste und definitiv sein Geld wert.
Platz 3 – Speedplay Zero
Das Pedalystem von Speedplay ist anders als alle anderen Systeme. Der Mechanismus befindet sich in der Schuhplatte, nicht im Pedal, wodurch dieses ziemlich leicht ausfällt. Das, verbunden mit der Tatsache, dass es die Dinger mit Titanachsen gibt, ist ein super Kaufargument, wenn man zur Spezies der Gewichtsfetischisten zählt. Klar, jedes Gramm, das man nicht den Berg rauskurbeln muss, macht es leichter. Trotzdem zähle ich mich nicht dazu.
Ich liebäugelte lange mit den Speedplay Zero, las immer wieder Tests, schaute mir Videos an, durchstöberte Foren. Der doch recht hohe Einstiegspreis selbst für die günstigste Version hielt mich davon ab. Im Frühjahr, nicht zuletzt getrieben von der ultimativen Lösung für meine Knieschmerzen (siehe Platz 1 unserer Hitliste), bestellte ich die Dinger dann doch.
Die Einstellmöglichkeiten der Zeros sind phänomenal. Man hat die volle Kontrolle über die Bewegungsfreiheit der Füße. Man kann den Drehungswinkel nach Innen separat von demjenigen nach Außen einstellen und damit seine Füße genau so auf den Pedalen positionieren, wie man sie auch auf den Boden stellen würde. Keine erzwungene Drehung des Fuß- oder des Kniegelenks mehr.
Es gibt natürlich noch mehr, was für das Pedalsystem von Speedplay spricht. Das allermeiste davon kann man sich auf deren Website erlesen, deshalb werde ich es hier nicht wiederholen. (Nur so viel: es stimmt eigentlich alles, was die über das Zero schreiben.) Denn das Killerfeature für mich habe ich bereits erwähnt. Dafür volle Punktzahl und ein Platz unter den Top 6 der sinnvollsten Neuanschaffungen 2013.
Platz 2 – Focus Mares AX 4
Nach langem Zureden hat sich Mario dieses Jahr endlich ein Querfeldeinrad gegönnt. Eigentlich wartet in seiner Werkstatt gerade ein anderes Projekt auf Realisierung und bindet sämtliches Budget, aber da war dieses Angebot… Der Preis war unschlagbar. Es handelt sich um das Einsteigermodell der Querfeldeinpalette, der Rahmen ist allerdings der Gleiche wie bei den höherpreisigen Aluminium-Modellen von Focus. Und auf Aluminiumcrossern werden immerhin Rennen auf hohem Niveau bestritten (wenn auch nicht von uns).
Mario wurde es auf einen Schlag möglich, Wege zu erkunden, die er vorher überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Und es tat sich endlich die Möglichkeit auf, über Abenteuer zu reden und Strecken zu planen, die vorher schlicht nicht auf unserem Radar aufgetaucht waren. Dies kann man nun betrachten, wie man will, denn wenn man die Möglichkeiten erweitert, heißt das nicht, dass die Jahresplanung deswegen einfacher wird. Für uns hat sich dadurch aber ein neuer Horizont eröffnet. Oder besser gesagt: Mario hat nun endlich die Möglichkeit, mir zu folgen. Bis zu diesem neuen Horizont, um dann gemeinsam zu entdecken, was dahinter liegt.
Deshalb gehört das Focus Mares AX 4 in jedem Fall weit oben auf die Liste mit den sinnvollsten Neuanschaffungen diesen Jahres.
Platz 1 – Solestar Einlegesohlen
Seit ich Rennrad fahre, plagen mich Knieschmerzen. Sie kamen aus heiterem Himmel. Zuerst auf der linken Seite. Dort verschwanden sie irgendwann wieder, nicht zuletzt durch die Hilfe meiner Physiotherapeutin. Kurze Zeit später tat das rechte Knie weh. Gleicher Muskel, nur anderes Bein.
Was habe ich seitdem nicht alles experimentiert. Mit meiner Sitzposition, mit der Einstellung der Pedalplatten (vor allem in der Vor-Zero-Zeit) etc. pp. Manches half ein wenig, nichts half richtig. Was zurückblieb, war stets die Befürchtung, wieder mitten in der Saison einen Monat mit dem Radfahren aussetzen zu müssen. Und die Sensibilität, das stete Aufhorchen: hat sich da nicht gerade das Knie gemeldet? Tut das weh? Oder kneift da nur der Stoff der Hose? So macht das keinen richtigen Spaß. Erst mit den Zero-Pedalen von Speedplay wurde es besser.
Mario verdiente sein Geld in einem Fachgeschäft unter anderem mit dem Verkauf von Einlegesohlen für Rennradfahrer. Der Hersteller dieser Sohlen hört auf den treffenden Namen Solestar. Möchte man solche Sohlen haben, dann wird ein Abdruck der eigenen Füße und einer der Einlegesohlen des Fahrradschuhs erstellt und die Sohlen dann eigens angefertigt. Mario empfahl mir also, es einmal damit zu probieren, er selbst habe sich auch gerade welche machen lassen.
Nun ist Mario ja mein bester Freund und damit außerhalb jeden Verdachts, mir irgendetwas andrehen zu wollen. Aber er ist auch geschult, von Solestar nämlich, und damit unter Umständen nicht ganz objektiv… Ich ließ mir trotzdem welche bauen (nach Rücksprache mit meinem Orthopäden, für alle Fälle). Der erste Test war gleich ordentlich, unsere erste gemeinsame Tour 2013, von Leggries in die Engalm. Etwa 100 km.
Mit jedem zurückgelegten Kilometer verflog meine Skepsis ein wenig mehr. Zurück blieb die pure Begeisterung. Bewegten sich meine Knie vorher in einer Art Halbbogen beim Pedalieren, wird mit den Sohlen exakt diese Bewegung vermieden. Die Beine bewegen sich schnurgerade nach oben und unten. Wahnsinn. Mario, der vorher stets unter eingeschlafenen Füßen litt, hat, seit er die Solestar nutzt, auch keinerlei Probleme mehr.
Rennradfahren ohne Schmerzen in Fuß oder Knie! Was kann man als Hobbyradfahrer mehr erwarten? Nicht viel, oder? Hauptverantwortlich dafür sind die Einlegesohlen. Das ist bewiesen. Von uns. Nämlich einfach dadurch, dass sämtliche Schmerzen in den Beinen oder Füßen, die vorher da waren, hinterher durch Abwesenheit glänzten. Wissenschaftlicher brauchen wir es nicht. Und die Diskussion um die paar Prozente Leistungssteigerung, die man vielleicht durch die Sohlen erreichen kann, ist für uns müßig. Die Einlegesohlen sind ganz klar die sinnvollste unter den sinnvollen Neuanschaffungen in 2013.
Wir sagen danke, Solestar!
Der Vollständigkeit halber: Wir haben alle diese Dinge selbst ausgewählt und bezahlt. Wenn wir irgendetwas zu Testzwecken geschenkt bekämen, würden wir es selbstverständlich annehmen. An Bewertungsmethoden und Testergebnissen würde das allerdings nichts ändern, da lassen wir uns nicht reinreden.
Habt ihr auch Dinge angeschafft, die ihr empfehlen könnt? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
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